Bald wachsen die Türme in die Höhe

Bürgerwindpark Gerichtstetten erste Schwertransporte mit Turmteilen rollen in der Nacht auf Freitag auf die Baustelle

Bald wachsen die Türme in die Höhe

Windpark-Gerichtstetten
© Harald Schmieg

Der Bürgerwindpark Gerichtstetten nimmt allmählich Formen an: Die Arbeiten an den Fundamenten laufen auf vollen Touren. Die ersten Turmteile werden Ende der Woche angeliefert.

Gerichtstetten. Im ersten Quartal 2018 soll der Bürgerwindpark Gerichtstetten mit vier Windkraftanlagen ans Netz gehen. Da die Zeit unaufhaltsam voranschreitet, nimmt das Vorhaben immer größere Formen an: Nachdem im Juli die Erdarbeiten abgeschlossen worden waren, finden nun umfangreiche Fundamentarbeiten statt.

Bei einem Ortstermin betonte Harald Schmieg, Geschäftsführer des Betreibers EKS-Solartechnik GmbH, klar, es auch in diesem Fall „mit einer richtig großen Baustelle“ zu tun zu haben. „Immerhin sprechen wir von Fundamenten, für dessen Korb allein schon mehr als 100 Tonnen Baustahl verarbeitet wurden“, informiert er und lässt wissen, „dass die Baustelle manchem vielleicht kleiner vorkommt, als sie ist, weil man sie von der L 514 aus kaum sieht“.

Derzeit werden Lagerflächen für die Turmteile hergerichtet, die noch in dieser Woche angeliefert werden sollen. Die Aufstellung des ersten zum Entladen der Lastwagen benötigten Großkrans ist für die kommende Woche geplant. Den Erd- und Fundamentarbeiten attestiert Schmieg im Nachgang einen „insgesamt problemlosen Verlauf“. Zwar habe die unsichere Witterung im Sommer mit ihren zahlreichen Niederschlägen den Zeitplan etwas ins Rotieren gebracht, „aber auch das wäre nichts, das nicht durch planvolles Tun wieder aufgeholt werden könnte“, zeigt er sich gegenüber den Fränkischen Nachrichten zuversichtlich.

Anfangs sei man zwar davon ausgegangen, bereits Ende 2017 die ersten Beteiligungen zu vergeben, was sich jedoch nach derzeitigem Stand etwas verschiebt: „Die Prospekte liegen – auch weil derzeit noch nicht alle für die potenziellen Kommanditisten wichtigen Informationen vorliegen – wahrscheinlich im Frühjahr vor“. Das allerdings sei durchaus nichts Negatives: „Da unsere Investoren dann keine Demonstrationsfotos oder Bilder aus der Bauphase sehen, sondern fertiggestellte Windkrafträder, wissen sie, worin sie ihr Geld investieren“, sagt Harald Schmieg.

Hoher logistischer Aufwand

So wird aktuell kräftig Hand angelegt: Am Werk sind die Firmen Boller-Bau (Distelhausen) für die Erdarbeiten sowie Oehm (Meppen/Emsland) für die Eisenbindearbeiten. Wenn es ans Aufstellen geht, wird die Firma Enercon eigene Fachkräfte nach Gerichtstetten entsenden. Harald Schmieg fährt die Baustellen teilweise mehrfach täglich ab, wie er sagt: „Ich muss zwar nicht fortlaufend anwesend sein, es ist aber gar nicht schlecht, wenn man sich gelegentlich über die Fortschritte informiert“, betont er und verweist auf einen erhöhten logistischen Aufwand, zu dem auch eine Verbreiterung der Wege, Streckenposten auf der sogenannten „Hohen Straße“ zwischen Gerichtstetten und dem Helmstheimer Hof sowie ein Sicherheitsdienstleister gehören: „Dessen Personal überwacht insbesondere die Voranlieferung der Turmbauteile“. Zwar bestünde keine große Diebstahlgefahr, aber es gelte, Vandalismus zu vermeiden.

Insgesamt werden entlang der L 514 in den Bereichen „Meisenbrunn“ und „Hohe Birke“ zwei Varianten und Größen von Windkrafträdern realisiert: Neben vier jeweils 230 Meter hohen Anlagen vom Typ „Enercon E141-EP4“, die mit einer Nennleistung von 4,2 Megawatt pro Rad in der Lage sind, jeweils 8,5 Kilowattstunden Strom zu erzeugen, wird es auch zwei kleinere Windkrafträder vom Typ „Enercon E126“ geben, die jedoch aufgrund anderer Leistungswerte nicht zum Bürgerwindpark gehören werden.

In deren Planungsphase zeichneten sich Probleme ab, auf die Harald Schmieg ebenfalls zu sprechen kommt: „Jene beiden Räder hätten in ihrer ursprünglich angedachten Höhe in eine Tiefflugzone geragt, was Handlungsbedarf mit sich brachte.“

„So musste eine Änderungsgenehmigung beantragt werden, um kleinere Anlagen mit jeweils 212 Metern Gesamthöhe aufzustellen, die mit einer Nennleistung von 3,2 Megawatt rund sieben Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr produzieren werden. Diesbezüglich verweist er auf eine noch ausstehende Genehmigung des Bundesverteidigungsministeriums: „Allerdings wurde mir im Vorfeld zugesichert, dass die Freigabe für kleinere Räder erteilt wird“, so Schmieg.

Aber wie läuft das eigentlich mit den Bürgerbeteiligungen? Eine Frage, auf die der Unternehmer ebenfalls eine klare Antwort parat hält: „Immer wieder trudeln Anfragen ein, zumal wir den Bürgerwindpark auch auf entsprechenden Fachmessen vorstellen.“ ad