Rissbildungen müssen behoben werden

Bürgerwindpark Gerichtstetten – Schäden am Übergang vom Beton zum Stahl / Die FN trafen sich mit Fachleuten / Bei Kontrollen stehen die Rotorblätter still

Rissbildungen müssen behoben werden

Windpark-Gerichtstetten
© Adrian Brosch

Rund 70 im ganzen Bundesgebiet aufgestellte Windräder vom Typ Enercon E-141 werden aufgrund von Rissbildungen saniert. Vier davon stehen im Gerichtstettener Bürgerwindpark.

Gerichtstetten. Die Fränkischen Nachrichten trafen sich mit Harald Schmieg (EKS-Solartechnik GmbH) und Bauleiter Andy Riemer von der ausführenden Oldenburger Firma „Windstärke 8 GmbH“ vor Ort mit Besichtigung, um sich über die Rissbildungen im Sockelübergang zwischen Beton und Stahl zu informieren.

Das eigentliche Problem sei schnell erklärt, hieß es: Am abgeschrägten Übergang zwischen Beton und Stahl bildeten sich in 108 Metern Höhe Risse im oberen Außenbereich. „Man konnte die Risse mit dem Fernglas schon vom Boden aus erkennen. Allerdings ist es nicht so, dass der ganze Turm bröckelt“, versichert Harald Schmieg.

„Bei mit läuteten beim ersten Bemerken der Mängel alle Alarmglocken“, schilderte er. Seither beobachte man den Zustand fortlaufend: „Alle zwei Tage prüfen wir die Stellen auf eine mögliche Ausbreitung des Schadensbilds, was etwa über Drohnen geschieht“, erklärte Schmieg. Und der stellte klar, „dass die baulichen Probleme der Windkraftanlagen vom Typ Enercon E-141 mit dem 159 Meter hohen EP-4-Turm ausschließlich in diesem Bereich liegen“ – niemand müsse sich Sorgen machen.

Dennoch genießt die absolute Sicherheit oberstes Gebot, was auch Bauleiter Andy Riemer bekräftigt: „Der häufige Stillstand der Anlagen hängt mit den andauernden Kontrollen zusammen“, schildert der Experte im FN-Gespräch. Wohl verursache jede Pause einen gewissen Ertragsausfall, aber es seien dennoch keinerlei Einbußen für den Bürgerwindpark zu verzeichnen: „Den Ausfall des Ertrags übernimmt die Firma Enercon“, informiert Harald Schmieg.

Nun steht die Sanierung der vier Windkraftanlagen bevor. Das Prinzip ist recht einfach, wie Harald Schmieg im Hinblick auf die umfangreiche Fotodokumentation eines Modellversuchs im niedersächsischen Neu-Dersum erläutert: Zunächst werden die Bolzen entspannt, ehe ein Gutachter nach intensiven Abschleifarbeiten den Ist-Zustand der Anlage ins Visier nimmt.

„Ohne Lack ist das konkrete Schadensbild ungleich besser zu erkennen“, betont Andy Riemer. Weitere Vorarbeiten übernimmt nach der Fixierung über zuvor im Turm montierte Winden ein eigens zur Behebung dieser Risse konzipierter Wasserstrahlroboter, der bis zu 2800 Bar Druck ausüben kann.

„Hier werden zwei mit Funkgeräten bestückte Fachmänner in die Gondel gesteckt, um die Maschine zu bedienen“, fährt Riemer fort und spricht von dreistündigen Personalwechseln: „Niemandem ist zuzumuten, einen ganzen Tag in einer solchen Höhe zu arbeiten.“

Das durch den Roboter abgespülte Strahlgut fließt in eine Schutzwanne ab. Sind diese Arbeiten abgeschlossen, wird die eigentliche Reparatur mit einer etwa 2,5 Zentimeter dicken Sicherungsmanschette vollzogen. „Sie wird mit Kopfbolzen im Turm verschraubt und mit speziellem Mörtel gefüllt“, erklärt Andy Riemer den Fränkischen Nachrichten.

Ein externer Statiker überwacht und dokumentiert die Vorgänge. „Gerichtstetten ist übrigens unser erstes Hauptprojekt nach dem Pilotprojekt in Norddeutschland“, ergänzt Riemer.

Unklar ist allerdings noch der zeitliche Rahmen der Sanierung: „Zu viele nicht beeinflussbare Elemente wie Wind und Wetter, Lieferzyklen, etwaige technische Probleme sowie das Risiko grundsätzlich möglicher, sich erst peu à peu bemerkbar machender Folgeschäden kommen hier zusammen, wodurch keinerlei zeitliche Angaben gemacht werden können“, geben Harald Schmieg und Andy Riemer einhellig zu verstehen.

Ein anderer Termin steht dafür laut Schmieg schon fest: „Der Bürgerwindpark Gerichtstetten kann noch Mitte 2019 an den Start gehen“, freut sich der Erftäler Energiepionier.